Mittwoch, 20. August 2008

Review: F-Zero GX

Nicht viele von uns haben wohl schon einmal das Vergnügen gehabt, mit Überschall zu reisen. Kampfpiloten bestimmt, gut situierte Geschäftsleute vielleicht, als es die Concorde noch gab; Arme Zocker wie wir aber wohl eher nicht. Mit F-Zero GX will Nintendo uns und dem Rest der Welt ganz offensichtlich die Gelegenheit geben, wenigstens mal einen Eindruck davon zu bekommen.

Nachdem ich die Hülle erstmal vom einengenden Celophan befreit und die Disc eingelegt, erwartete mich beim Einschalten gleich die erste Überraschung: Nintendo ist nur der Publisher, entwickelt wurde F-Zero GX von - man lese und staune - Sega! Auch wenn es ein mulmiges Gefühl ist, Nintendos Marke Nummer 4 (neben Mario, Zelda und Metroid) nicht mehr in der Hand von Papa zu sehen, muss man doch neidlos eingestehen, dass Sega schon immer wusste, wie man richtig geile Rennspiele auf die Beine stellt.

Das Hauptmenü lasst sich mit 3 Worten zusammenfassen: schmucklos, aber umfangreich. Standard-Modus ist natürlich der Grand-Prix-Modus, in dem anfangs 3 Grand Prixs mit jeweils 5 Rennen zur Verfügung stehen. Durch entsprechende Leistungen lassen sich noch zwei weitere Cups und ein vierter Schwierigkeitsgrade freispielen. Dann gibt es noch den obligatorischen Time Trial, danben aber auch noch den Trainingsmodus, der sich den Vorlieben entsprechend anpassen lässt. Eine Neuerung im F-Zero-Rennzirkus stellt der Story-Modus dar, der einen nach und nach, umrahmt von Rendersequenzen, vor insgesamt 10 Aufgaben stellt. Und die haben es gewaltig in sich!

Ebenfalls neu und einen eigenen Absatz wert ist der Shop. In Grand-Prix- und Story-Modus lassen sich sogenannte Tickets verdienen, die hier ausgegeben werden können. Auf diese Art erhält man 26(+1) der 30 Gleiter, Extras, und vor allem Gleiter-Teile, was uns zur dritten Änderung führt: Endlich kann der geneigte Spieler sich eigene Gleiter zusammenbauen. Dabei haben die einzelnen Teile verschiedene Eigenschaften wie beispielsweise Gewicht, die zum Schluss die Werte des eigenen Gleiters bestimmen. Vier davon lassen sich auf der Memory Card speichern und anschliessend in den anderen Modi einsetzen.

Kommen wir zur wichtigsten Frage bei einem Rennspiel: Wie spielt es sich auf der Strecke? Die Antwort ist simpel: Phänomenal! Die Geschwindigkeit wird erstklassig rübergebracht, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich bislang kein so schnelles Spiel gesehen habe. Trotz alledem hat man zu jeder Zeit die volle Kontrolle, wenn man also in einem Gerangel im Hauptfeld den kürzeren zieht, merkt man, dass es da irgendwo einen Weg gegeben haben muss, es richtig zu machen. Ab der zweiten Runde geht allerdings erst richtig die Post, denn da bekommt man, wie es sich bei F-Zero gehört, die Möglichkeit zu boosten. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass jeder Boost ebenso wie Berührungen mit der Bande oder Attacken von Konkurrenten wertvolle Energie kostet. Diese kann zwar auf bestimmten Ladestreifen wieder aufgeladen werden, dennoch hat man nie genug, um ganze Runden nur zu boosten, so dass man schon mit einer Prise Strategie rasen muss. Besonders begeisternd ist jedoch das Streckendesign, das so ausgefallen und fordernd ist wie in sehr wenigen Future-Racern bisher. So kann es passieren, dass man eine Gerade, die man gerade gefahren ist, wenige Momente später in Gegenrichtung an der Decke entlangrauscht, oder im Falle von Fire Field Cylinder Knot 99% der Strecke auf der Aussenseite einer Röhre verbringt.
Eigentlich gibt es nur einen einzigen Punkt zu bemeckern: Den teilweise abartig hohen Schwierigkeitsgrad. Vor allem der Story-Modus geht weit über herausfordern hinaus, viele der Aufgaben sind nur durch viele, viele, sehr viele Neustarts zu schaffen. Im Grand-Prix hält sich das ganze dann zum Glück in Grenzen, zwar ist Expert schon eine Hearusforderung, aber erst der freizuspielende, vierte Schwierigkeitsgrad treibt einem den Schweiss auf die Stirn und die Flüche aus dem Mund.

Grafisch kann sich F-Zero GX durchaus sehen lassen. die Texturen sind scharf, die Strecken haben nette Randbebauung, aber besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass die Engine es scheinbar Problemlos schafft, trotz der irrsinnigen Geschwindigkeit und 30 Gleitern gleichzeitig konstante 60 Bilder pro Sekunde zu halten. Nur zwei Kleinigkeiten fallen auf: Die Gleiter selbst bestehen nur aus relativ wenigen Polygonen und die Untergründe der schwebenden Strecken machen oft einen verwaschenen Eindruck. Während der Raserei hat man allerdings ohnehin nicht die Zeit, sich darauf zu konzentrieren.

Nintendo hat uns da zusammen mit Sega ein Rennspiel geliefert, das ein wahrer Genuss ist. Egal, ob man nur mal schnell einen Grand-Prix spielen oder sich stundenlang erbitterte Rennschlachten liefern will, F-Zero GX hält mit seinem ausgefeilten Gameplay, der bestechenden Geschindigkeit und der schicken Optik einfach immer die Motivation hoch.
Es kommt durchaus vor, dass ich abend mal eine Stunde spiele und danach, wenn ich schlafen gehe und die Augen schliesse, immer noch dieses Gefühl vom Spielen auf den Augen habe, und das will was heissen!

Grafik: 9/10
Sound: 7/10
Gameplay: 10/10
Langzeit-Motivation: 7/10
Spielspass: 9/10

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