Donnerstag, 18. September 2008

Retro-Review: Comix Zone

Ich habt doch als Kind sicher auch einmal davon geträumt, ein Held in einem Comic zu sein? Dass so etwas schneller passiert kann, als man denkt, hat Sega 1995 mit Comix Zone bewiesen, das sich durch einige Interessante Ideen von anderen Genre-Vertretern abhebt.

Sketch Turner ist ein Comic-Zeichner mit einem Problem: Einige seiner Figuren sind entschieden zu lebensecht. Das merkt er auf fatale Weise, als der Bösewicht seiner aktuellen Geschichte aus dem Schreibtisch an seine Kehle greift und in die von ihm selbst geschaffene Welt hineinzieht. Was tut man in einem solchen Fall? Ganz genau, man schlägt und tritt sich durch die Seiten, was das Zeug hält!

Am ehesten kann man Comix Zone wohl mit Sidescroll-Prüglern Marke Final Fight oder Streets of Rage vergleichen, auch wenn da doch einige kleine Unterschiede bleiben. Zunächst mal spielt sich alles auf einer einzelnen Ebene ab, Ausweichen in eine etwas tiefere Ebene fällt also flach, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann fällt auf, dass alle offensiven Aktionen komplett auf einer Taste liegen. Trotzdem beweist das Kampfsystem erstaunlich viel Tiefgang. Der ist auch bitter nötig, denn die Gegner sind zwar nicht so zahlreich, dafür aber ein ganzes Stück gefährlicher als in anderen Genre-Vertretern. Wer nur mit dem Daumen denkt, für den ist spätestens auf der Hälfte des zweiten Levels Schluss, darum hat Sega dem geneigten Zocker neben dem Angriffs- und dem Jump-Button auch noch eine Taste zum Blocken spendiert. Ein letzter hier zu nennender Unterschied besteht darin, dass man 3 Objekte gleichzeitig mitnehmen und mit einer von drei Tasten gezielt einsetzen kann. Da gibt es Bomben, Messer, Lebensenergie und eine fast alles vernichtende Smartbomb-ähnliche Attacke, bei der unser Held wider willen kurz zum Superhelden wird. Ein besonderes jedoch ist Sketch's Ratte Roadkill, die sehr hilfreich zum Ablenken der Gegner oder für die Lösung einiger kleinerer Rätsel ist und deshalb tunlichst nach jedem Einsatz wieder von Herrchen eingesammelt werden sollte.

Was Comix Zone allerdings wirklich einzigartig macht, ist die grafische Umsetzung des Themas, und das meine ich nicht nur auf der technischen Seite. Der Stil ist derart durchgezogen worden, dass sich Sketch zwischendurch von einem Panel in ein anderes springt und sich dabei an der Begrenzung festhält. Stellenweise kann mann einen Gegner gleich durch mehrere Panels prüglen, wobei die Abtrennungen aufreissen, was unabhängig von der Technik einfach nur stark rüberkommt. Gegner tauchen auch nicht einfach aus dem Nichts auf, sondern werden von einer Hand ins Spiel 'gezeichnet', also man merkt schon, dass sich die Designer hier echt mal Gedanken gemacht haben. Die Comic-Thematik erlaubt ausserdem, eine Menge Text in Sprechblasen einzubauen, die die Atmosphäre glaubhaft wirken lassen.

Aber auch rein technisch hat das Game seine Hinguck-Momente, beispielsweise die gelungenen Animationen oder besonders das Wasser in einem Panel des ersten Levels machen einiges Her. Lobenswerter Weise ist Comix Zone daneben auch ein Spiel, dem man den schwachen Sound-Chip des Mega Drives nicht anmerkt. Die Melodien unterstreichen das Spielgeschehen und sind zum grössten Teil ganz nett anzuhören.

Ich war erstaunt: Comix Zone hab ich aus der Sonic Mega Collection + ausgegraben, also nicht wie Secret of Evermore schon in meiner Kindheit gespielt. Und ich muss sagen, es hat sich echt gut gehalten. Einziger Kritikpunkt ist der ab Level 3 schon heftig ansteigende Schwierigkeitsgrad, aber ansonsten gibt es hier für 16 Bit-Fans nichts zu meckern. Spätestens, wenn ihr merkt, was man aus einer einzigen Taste alles an Moves rauskitzeln kann, oder wenn im Tibet-Level der erste Gegner eurer Attacke ausweicht und euch in den Rücken wirbelt, will der Daumen gar nicht mehr aufhören, selbst wenn der Kopf sagt, dass es mit 2 Uhr langsam Zeit fürs Bettchen ist.

Retro-Wertung: 8 Punkte

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