Dienstag, 16. September 2008

Review: SNK vs Capcom

Es gibt ja zwei grosse Lager im 2D Beat'em Up-Bereich: Die einen schwören auf Street Fighter, die anderen auf die Serien von SNK, also King of Fighters, Samurai Showdown, Fatal Fury und so weiter. Mortal Kombat und Guilty Gear (mein persönlicher Liebling) klammere ich jetzt wegen mangelnder Grösse der Fanbase einfach mal aus. Auf jeden Falls haben Capcom und SNK in ihrem (in erster Linie wohl Capcoms) Hang zu Geldscheffelei einen Deal vereinbart, der beiden Firmen gestatte, Prügelspiele mit den Charakteren der jeweils anderen Partei zu entwickeln, jeweils mit dem hauseigenen Spielsystem. Sprich: Capcoms Werke zum Thema setzen beispielsweise auf das bekannte 6 Button-Layout, während SNKs Beiträge wie üblich auf 4 Tasten abgestimmt wurden. SNK vs. Capcom SVC Chaos für die XBox ist eine von SNKs Umsetzungen, und sofort stellt sich die Frage: Haben die Jungs einen Hammer der Güteklasse Garou: Mark of the Wolfes mit Capcom-Charakteren schaffen können?

Das erste, was direkt nach dem Start auffällt, ist das erschreckend dilettantische Intro. Kurz und nur mit Sprites realisiert, konnte man eine ähnliche Güteklasse schon Mitte der 90er bewundern, heutzutage enttäuscht die Umsetzung einfach nur. Kaum hat man sich von diesem stlistischen Niederschlag erholt, reisst einen das Hauptmenü gleich wieder von den Beinen: So etwas schmuckloses hat man noch nie gesehen, selbst auf dem NES hatten die Menüs mehr Charme! Aber gut, wenn es auch nur ein Genre gäbe, bei dem so etwas wirklich unwichtig ist, dann sind es Beat'em Ups. Was jedoch wirklich enttäuscht, ist der enorm magere Umfang: Arcade, Training, VS, Farbeditor (dazu später mehr) und Optionen, Sense! Damit kann man in der heutigen Zeit doch nun wirklich niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken...

Versöhnlich stimmt hingegen der Charakterauswahl-Bildschirm. Satte 36 Charaktere haben es in den Recall geschafft, zwei weitere lassen sich freispielen. Da der Platz nicht mehr gereicht hat, ist die obere Hälfte jeder Seite mit einem weiteren Kämpfer belegt, der durch Druck einer Schutertaste zum Vorschein kommt. Netterweise hat man sich hier auch ein paar kleine Überraschungen einfallen lassen. Neben bekannten Gesichtern wie Terry Bogard oder Ryu und Ken gibt es auch ein paar Figuren, die man so nicht in einem Prügelspiel erwarten würde. So stehen auf der Capcom-Seite Mega Man und Zero zur Wahl, während sich der geneigt SNK-Fan als Alien aus Metal Slug in den Kampf stürzen darf.

Wer sich partout nicht mit dem Aussehen seines Lieblings anfreunden kann, hat im Farbeditor zumindest ansatzweise die Möglichkeit, ihm oder ihr ein frisches Styling zu verpassen. Leider hat das ganze System einen kleinen, aber nicht unerheblichen Haken: Die Farben sind in verschiedenen Layern angeordnet, sprich wenn ihr eine Farbe ändert, ändert sich alles, was in der Farbe ist. Das mach die Sache dann doch ein wenig schwierig, denn die Ergebniss sind (auch weil sich Layer teilweise überschneiden) nur sehr schwer vorherzusagen. Ein Beispiel: Mein Kim hat jetzt zwar schwarze Klamotten, die enorm stylisch bei Bewegungen flattern, fast wie Reflektionen von Seide. Dummerweise ist deshalb sein Gesicht jetzt grün....

Die technische Seite von SCV Chaos gibt sich durchwachsen. Die Charaktere sind SNK-typisch nach wie vor niedrig aufgelöst und die Animationen bestenfalls Durchschnitt. Auch die Qualität der Hintergründe schwankt gewaltig, von sehenswert (Waldstage) bis zu absolut belanglos (heruntergekommener Bahnhof), ausserdem hat man sich mit Hintergrund-Animationen doch arg zurückgehalten. Auch beim Sound haben sich die Jungs von Ignition nicht gerade mit Ruhm bekleckert, mehr als Fahrstuhl-Gedüdel solltet ihr nicht erwarten.

Aber eigentlich kann man ja technische Aspekte bei einem Prügelspiel komplett aussen vor lassen, wenn es sich gut spielt. Genau hier kränkelt SVC Chaos aber wirklich gewaltig! Das Balancing geht eigentlich in Ordnung, es ist kein zu starker oder zu schwacher Charakter auszumachen. Hochgradig problematisch ist allerdings die Tatsache, dass die Steuerung als solche komplett in den Sand gesetzt wurde. Gut, mag man argumentieren, das digitale Steuerkreuz des XBox-Pads ist nicht besonders gut für 2D-Prügler geeignet, aber die Abfrage seitens des Spiels als schwammig zu bezeichnen wäre eigentlich noch zu positiv ausgedrückt. Stellenweise bekommt man nicht mal einen simplen Feuerball hin, und so etwas darf einfach nicht passieren! Allgemein hat man den Eindruck, eine ziemlich gute Fighting-Engine vor sich zu haben, aber man kann einfach nicht kontrolliert damit umgehen. Dazu gesellen sich im Story-Modus einige Stellen, die wegen der stark angeknacksten KI schlicht nicht zu schaffen sind. Als bestes Beispiel dient hier der Kampf gegen Geonitz: Ein Move von ihm beschwört einen Tornado herauf, der die ganze Höhe des Bildschirms abdeckt. Wenn man nun mehr als einen Meter von ihm entfernt steht, macht er ausschliesslich diesen einen Move und hört damit nicht mehr auf! Kein Chance, da noch etwas zu machen, ausser ein Reset und beten, dass er beim nächsten Mal nicht auftaucht. Dass Mr.Karate selbst für einen Endboss enorm stark ist, mag man im Hinblick darauf verzeihen, dass sich wohl ausschliesslich Freaks dieses Spiel gekauft haben, die ohnehin sehr gut in den entsprechenden Serien sind.

SNK vs. Capcom: SVC Chaos ist eines von diesen Spielen, bei denen es mir fast leid tut, sie so schlecht bewerten zu müssen, denn das Potenzial war absolut da. Aber die unterirdische Steuerung und die einfach nur komplett kaputte KI einiger Gegner lassen einen mehr als einmal am eigenen Können verzweifeln. Sehr schade um die tolle Idee, die Charaktere beider Lager endlich mal zusammenzubringen...

Grafik: 6/10
Sound: 5/10
Gameplay: 3/10
Spielspass: 4/10

Keine Kommentare: