Mittwoch, 19. November 2008

Review: Guilty Gear X2 #Reload

Ich weiss, ich weiss, meine Reviews nehmen von der Quantität her in letzter Zeit ab, aber was will man machen? Ich kann und will nunmal keine dicken Bewertungs-Arien über Spiele schreiben, die ich entweder noch nicht ausreichend oder vor recht langer Zeit gezockt habe. Aus diesem Grund bin ich auch sicher noch einige Stunden mit Final Fantasy XII beschäftigt, das zwar auf meiner Liste steht, aber 40 Stunden sind bei so einem Mammut-Spiel einfach noch nicht genug, um ein gescheites Bild zu haben. Gut, ich habe gestern Far Cry Instincts zu Ende gespielt, und das wird hiernach sicherlich mein nächstes Review, aber bis dahin will ich noch ein bisschen auf der Freak-Welle surfen und euch einen meiner absoluten XBox-Lieblinge schmackhaft machen: Guilty Gear X2 #Reload.

Guilty Gear hatte mich schon interessiert, als ich damals in der alterwührdigen Video Games (Gott hab sie selig...) den Import-Test zum allerersten Teil gelesen hab. Cooles Design, abartiger Soundtrack und ausgefeiltes Gameplay haben damals die Redakteure überzeugt. Arc System Works, die damals noch keiner auf dem Radar hatte, haben übelst was aus der Hardware der Playstation rausgeholt. Danach folgten Guilty Gear X auf dem Dreamcast und Guilty Gear X2 auf der PS2. Guilty Gear X2 #Reload ist die aufgebohrte Umsetzung für die XBox, die eigentlich zum Budget-Preis in den Laden kommen sollte, aber der McMedia in Bielefeld (auch ihn habe Gott selig...) war der einzige Laden, wo ich es nach langer Suche endlich gefunden habe. Verdammt, nichtmal bei ebay gab es die #Reload-Version, und der Chef vom McMedia hatte dummerweise auch noch echt Ahnung, also musste ich Vollpreis in die Tasche greifen. Aber was soll ich sagen? Selbst das hat sich gelohnt, denn GGX2#R hat eine Sache, die den meisten Games heutzutage einfach abgeht: Es rockt ganz gewaltig, und zwar wörtlich!

Aber erstmal der Reihe nach und für den unbedarften Mainstream-Spieler: Bei Guilty Gear X2 #Reload handelt es sich um ein 2D-Beat'Em Up der alten Schule, Street Fighter trotz einiger Unterschiede nicht unähnlich. Ihr tretet in 1on1-Fights gegen den Computer oder einen Freund an und haut euch die Specials um die Ohren, dass es eine wahre Wonne ist. Vier Angriffstasten gibt es, dazu eine Dust-Taste, um den Gegner in die Luft zu schleudern (sehr guter Start für Air Juggles, aber irre schwer hinzubekommen), das ist so in etwa die wichtigste Belegung. Interessant wird es bei einigen kleinen, aber feinen Details, die Guilty Gear von der Konkurrenz abheben. Da wäre zunächst einmal die Dash-Möglichkeit: In der Luft zweimal schnell in eine Richtung gedrückt, schon bekommt ihr einen Schub und macht einen ganz netten, schnellen Satz. Ausserdem gibt es Double-Jumps (einige Charaktere beherrschen sogar Triple-Jumps oder können kurzzeitig schweben), und die Kombination aus beiden führt dazu, dass die Kämpfe, obwohl die Grundgeschwindigkeit recht normal ist, einen unglaublichen Speed und reichlich Dramatik erreichen. Ausserdem füllt sich euere Special-Leiste nicht nur bei erfolgreichen Treffern, sondern immer, wenn ihr euch offensiv verhaltet. Seid ihr zulange auf dem Rückzug oder igelt euch ein, geht sie wieder runter. Daneben gibt es einen Guard-Balken: Zuviel Blocken lässt die Leiste schmilzen, bis einen der nächste Schläg stunnt und groggy offen für gemeinste Combos lässt. Also alles bis ins letzte Bit auf offensives Spiel ausgelegt, und ich finds richtig geil, denn das kommt meiner viel zu aggressiven Spielweise entgegen ("Argh, Blocken is' was für verweichlichte Lamer!"). Fatalities gibt's auch, wenn auch unter dem Namen Instant Kills. Wo zum Geier ist eigentlich der enorm geile Name aus dem ersten Teil geblieben, da hiessen die noch stylish "Death Blows"? Ein augenscheinlich enorm nettes Feature, das ich aber wahrscheinlich niemals selbst effektiv nutzen kann, sind die beiden Cancel-Möglichkeiten, die die letzten Frames eines Angriffs abbrechen und dadurch Moves zu Combos verlängerbar machen, bei denen das eigentlich gar nicht ginge.

Content-technisch hat man als geneigter Prügel-Fan keinen Grund zum Meckern. Neben den obligatorischen Modi (nein, ich zähle den Standard jetzt hier nicht auf, ätsch!) gibt es noch Medal of Millionaire, wo man Münzen aus dem Gegner rausprügelt und durch erfolgreiche Specials und Combos ein Cash-o-Meter in die Höhe treibt, das eben jene Münzen wertvoller macht. Der Missions-Modus hat im Gegensatz zur PS2-Version 100 statt 50 Aufgaben, und die ersten 50 sind auch andere, hier gilt es dann, den Gegner unter bestimmten Bedingungen zu schlagen. Für Profis sicherlich der Hammer, aber mir ist das zu heftig, zB einen Gegner in 20 Sekunden auf die Matte zu legen, der doppelte Energie hat, und ich kann nicht springen, rennen, blocken, habe keine Specials und Treffer zählen erst ab dem dritten Combo-Hit. Dieser Modus ist was für die richtigen Freaks da draussen, also für Asiaten oder Amis, hehe... Der Survival-Modus unterscheidet sich von denen der Konkurrenz dadurch, dass man etwa alle 3 Treffer ein Level aufsteigt und alle 20 Level, also ungefähr nach 2 1/2 Gegnern, trifft man auf einen Zwischengegner, stärkere Versionen der normalen Gegner. Hier schaltet man dann auch die Spezial-Varianten der Charaktere frei, indem man eben diese als Bosse beseitigt. Bei 2 speziellen Varianten pro Figur und 2 komplett versteckten Kämpfer ganz am Schluss, das ganze mal 2 1/2 Fights kann man sich leicht ausrechnen, wie lange man da zu knacken hat. Und wenn man dann auch noch die verschiedenen Pfade im Story-Modus freigeschaltet hat und trotzdem noch eine Herausforderung sucht, kann man sich noch online die virtuelle Visage zerbeulen lassen, sofern es dafür noch Server gibt, was ich mangels XBL nicht genau sagen kann.

Stichwort Kämpfer: Der prall gefüllte Charakter-Auswahl-Screen ist kein Blender, es gibt keine Ryu/Ken-mässigen Klone, dafür einige ziemlich verrückte Gesichter, sowohl im Design als auch vom Kampfstil her. Zappa beispielsweise ist vom Geist seiner toten Freundin (Samara lässt grüssen!) besessen und kämpt mit überknicktem Rückgrat quasi kopfüber, Eddie (Für Fans: Zato-1) kämpft mit seinem Schatten, Millia Rage klatscht einem Rapunzel-Style ihren 3 Meter-Prügel-Schopf um die Ohren und I-No ist eine Lack und Leder-Hexe, deren bevorzugte Waffe eine E-Gitarre ist. Und das ist nur eine kleine Auswahl, fürs Experimentieren gibt's also mehr als genug und jeder sollte seinen Liebling finden können.

Bis BlazBlue und King of Fighters XII in der Konsolenwelt aufschlagen, teilt sich Guilty Gear nach wie vor den Grafik-Thron im 2D-Bereich mit Street Fighter 3 Third Strike, obwohl beide diese Pole Position kaum unterschiedlicher erreichen könnten. SF3 bietet zwar die flüssigeren Animationen, ist aber immer noch niedrig aufgelöst. Bei GG hingegen fühlt man sich fast wie in einem Anime zum Selberspielen. Eindrucksvolle, stylishe Sprites, super Hintergründe (auch besser animiert als die der Konkurrenz) und ein Feuerwerk an Effekten sorgen dafür, dass man sich auch in Zeiten von XBox360 und Playstation 3 kaum an der tollen Optik sattsehen kann. Aber was Arc's Meisterwerk vor allem von den Mitbewerbern abhebt, ist der Soundtrack, allerfeinster Metal! Da kann ich als waschechter Rock-Fan so richtig mit dem Kopf schaukeln beim Zocken, so gehört sich das! Klar, über Geschmack lässt sich streiten, aber keiner kann anfangen zu diskutieren, es passt absolut astrein zum Setting.

Guilty Gear X2 #Reload wird (im Gegensatz zur PS2-Version) hierzulande von Zoo Digital vertrieben, die unter anderem auch Alien Hominid im Programm haben. Dass alleine zeigt allen, die sich auskennen eigentlich schon dass es, wie ich am Anfang bereits geschrieben habe, enorm schwer zu kriegen ist. Neu könnt ihr das direkt von Anfang an knicken, vielleicht habt ihr irgendwann einmal das Glück, ein gebrauchtes Exemplar bei ebay zu finden. Dann kann ich euch nur empfehlen zuzuschlagen, denn allein die Tatsache, dass es bei Screw Attack in den Top 10 der Prügelspiele residiert, zusammen mit Killer Instinct, Mortal Kombat und Street Fighter, ist schon Aussage genug!

Keine Kommentare: