Sonntag, 2. Mai 2010

Review: Bioshock 2


Ich habs euch ja gesagt, neben Mass Effect 2 gab es noch eine weitere wichtige Inspiration für mich, mit dem Bloggen weiterzumachen. Und wie mehrmals angedroht gibt es jetzt das Ergebnis der Bemühungen: Das Review zu Bioshock 2!

Willkommen in Rapture, öh... nochmal

Dieses äusserst dreist geklaute Zitat aus Men in Black II trifft auf Bioshock 2 ziemlich genau zu. Vorteil: Man kann das super-geniale Setting des Vorgängers aufgreifen. Nachteil: ein grosser Teil der Faszination im ersten Teil bestand darin, dass man sich durch eine unbekannte, faszinierende Unterwasserstadt gearbeitet hat, und genau das wird hier ein wenig schwierig, weil Fans sich in Rapture mittlerweile wie in ihrer eigenen Hosentasche auskennen. Also hat man sich bei 2k Marin einen kleinen Twist einfallen lassen, der einerseits die Perspektive gewaltig ändert und dabei gleichzeitig das Gameplay auf einige interessante Arten erweitert.

Mein Name ist Daddy, Big Daddy!

Ich hätte jetzt natürlich einen gigantischen Spannungsbogen aufbauen können, aber nun ist Bioshock 2 auch schon seit fast 3 Monaten draussen und ausserdem hat man das ganze ja bereits am Anfang der ganzen Vorberichterstattung erfahren: Man schlüpft in den Anzug eines Big Daddys, und nicht irgendeines beliebigen, sondern eines der ersten, genannt Delta. Am Anfang des Spiels sieht man sich selbst eine Little Sister begleiten, die einem allerdings entrissen wird. Beim Kampf um die Begleiterin wird man von einem Hypnose-Plasmid getroffen und sieht, wie eine unbekannte Frau das Mädchen an sich nimmt, einem eine Waffe gibt und darum bittet, sie an den eigenen Kopf zu halten und abzudrücken, was man aufgrund des Plasmides auch tut. 10 Jahre später erwacht man, wiederbelebt von Tenenbaum (die ansonsten leider überhaupt nicht vorkommt), und bekommt den grossen Unterschied zwischen einem selbst und einem normalen Big Daddy präsentiert: Während letztere nämlich jedes beliebige Mädchen beschützen können, waren die Prototypen zu denen man gehört, anders gestrickt: Wir haben nur eine Bindung zu dieser einen Little Sister, und wenn man zu lang von ihr getrennt ist, stirbt man...

Time to kick some ass two-fisted!

Nun hat man ja als Big Daddy gewisse Unterschiede im Gegensatz zu einem Menschen, die sich auch dementsprechend aufs Gameplay auswirken. Wer hat im ersten Teil nicht davon geträumt, mal den Bohrer schwingen zu dürfen? Der Drill befindet sich neben anderen Neuerungen, beispielsweise dem Nietengewehr, endlich in Spielerhand. Die Waffen des Vorgängers geben natürlich auch ein erneutes Gastspiel, am interessantesten ist aber die Art, wie mit Waffen und Plasmiden hantiert wird: Dual Wielding ist angesagt! Die linke Hand ist für die Plasmide reserviert, während die rechte für die konventionellen Waffen zuständig ist. Das ganze ist eine tolle Idee, die viel der Wechselei des Vorgängers überflüssig macht, allerdings einen kleinen, behebbaren Haken hat: Dummerweise ist die linke Maustaste mit den normalen Waffen belegt und die rechte mit den Plasmiden, also genau umgekehrt. Wer jetzt so wie wir keine Lust hat, sich in den zahlreichen Gefechten Hirn und Finger zu verrenken, dem sein ans Herz gelegt, die Belegung im Menü zu ändern.

Ein wenig Castle Defense?

Ungaublich, aber wahr: die Entwickler haben dieses populäre Prinzip, das hauptsächlich in Indie-Games Verwendung findet, genommen und auf interessante und passende Art eingebunden. Wie im Erstling könnt ihr Big Daddys ihre Little Sisters rauben und dadurch Adam (Für Neulinge: Erfahrung) einsacken. Allerdings funktioniert das ganze durch den Umschwung bei der Spielerfigur nun ein wenig anders: Wenn man sich nun auf die traditionelle Art einer Sister bemächtigt hat, kann sie anweisen, maximal 2 bestimmte Leichen um ihr Adam zu erleichtern. Dazu nimmt man sie auf die Schulter und lässt sich per Druck auf R in Richtung des nächsten unfreiwilligen Lieferanten leiten. Hat man diesen entdeckt, kann man seine Begleiterin absetzen und ihr Werk vollbringen lassen. Natürlich hat die Sache einen Haken: Wenn die Sister nämlich angefangen hat, kommen Splicer aus llen möglichen Richtungen gestürmt und wollen auch ein Stück vom Kuchen, notfalls auch über die Leichen der anderen Splicer oder des Spielers. Aus diesem Grund geben euch die Entwickler in den zweiten und dritten Feuermodi (Ja, ganz recht, wie im Vorgänger kann jede Waffe mit 3 verschiedenen Munitionsarten ausgestattet werden) und in den Plasmiden einige Möglichkeiten, Fallen aufzustellen und euch generell eine temporäre Festung zu bauen, und das ist auch bitter nötig. Auseinandersetzungen werden wie im Vorgänger weniger durch Skill, als vielmehr durch Vorbereitung entschieden.

Gut geklaut ist halb gewonnen

Genau das dachten sich wohl auch die Leute, die für den Multiplayer-Modus zuständig sind, und interessanterweise war das nicht 2k selbst, sondern Epic. Freaks merken auf: Sind das nicht die Jungs, die Unreal Tournament gezaubert haben? Als ich beim ersten Start des Multiplayer-Teils (fast ein eigenes Programm) dieses Logo sah, stiegen meine Erwartungen in Unermessliche. Letztenendes ist das ganze jedoch komplett anders gestrickt, und damit kommen wir zur Erklärung für die Überschrift dieses Absatzes: Wir haben es hier mit einer Art auf Rapture gepapptes Modern Warfare zu tun. Funktioniert im Prinzip folgendermassen: Für alles, was ihr auf dem Schlachtfeld tut, vom Hacken von Geschützen über das Unterstützen von Teammates bin hin zu Frags oder Sister-Eroberungen, erhaltet ihr Adam. Genug Adam lässt euch eine Stufe aufsteigen, samt neuer Waffe, Plasmide und Herausforderungen. Letztere stellen auch eine Möglichkeit dar, an Adam zu kommen, wenn man sie (über den Verlauf mehrerer Spiele) erledigt, sei es, weil man Gegner 30 mal mit einer bestimmten Waffe angreift, oder weil man betimmte Kombinationen erfüllt. Die Aufgabenstellung sind reichlich und bieten auch Abwechslung, so dass man bis Stufe 40 (50 mit DLC) immer etwas zu tun hat. Spielmoditechnisch gibt es hier wenig zu meckern: Free for All, Team Deathmatch, Eroberung und 1Flag Capture the Flag sind als Bioshock-Versionen enthalten, allerdings kann das Matchmaking teilweise ein wenig nervig sein, zumal es einen eigentlich nur selbst festgelegter Ausrüstung spielen lässt, aber davon abgesehen nicht mal eine freie Team-Einteilung ermöglicht und viele Matches aufgrund des offenbar reinen Zufallsprinzips nicht wirklich fair sind.

10 Jahre später und immer noch schön

Eigentlich hätte 2k Marin einfach alle grafischen Elemente des Vorgängers nehmen und direkt weiter verarbeiten können, der erste Teil sieht immer noch beeindruckend aus. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Änderungen nicht direkt die Technik, sondern eher das Art Design betreffen. Das "Zerstörte Schönheit"-Motto verlagerte sich ein wenig mehr in Richtung Zerstört, was ja auch nach 10 Jahren kein Wunder ist. Eine Kleinigkeit am grafischen Rande, die ich allerdings noch hervorheben möchte: Ich finde es sehr genial umgesetzt, wie die Effekte der Plasmide sich in die Öffnungen von Delta's Handschuh integrieren. Wenn man das Feuerplasmid wählt, scheinen die Flammen beispielsweise direkt aus seiner Hand zu kommen, ein starker Effekt. Ansonsten befindet sich das ganze wie bereits erwähnt auf dem Niveau des Erstlings, und das ist auf jeden Fall positiv.
Sound ist auch wie zu erwarten war ganz toll. Die Waffen und Plasmide klingen treffend, das Gerede der Splicer ist wie immer komplett krank, und die Musik, so die denn vorkommt, wird meist zur Unterstützung der Atmosphäre von Rapture unterstützt. Nichts zu meckern also.
Was mich technisch ein wenig griesgrämig macht ist die Tatsache, dass der Netzcode nicht wirklich der Bringer ist, heftige Lags und Disconnects sind leider an der Tagesordnung, von den Wartezeiten beim Matchmaking einmal ganz abgesehen.

Zeit für eine Dauerkarte

Es sollte auch unter Wasser jemanden geben, der einen mit Bonusmeilen versorgt, denn für den nächsten Teil fange ich jetzt am besten schonmal an zu sparen, falls es eine Ultra-Monster-Special-Limited-Collectors Edition mit lebensgrossem Big Daddy gibt oder so.
Bioshock 2 hat seine Macken, aber wenn man das erste mal von einer Big Sister verfolgt werdet, spielt das alles eigentlich keine Rolle mehr. Man muss zunächst zwar ein wenig im Menü an der Steuerung fuchteln oder sich umgewöhnen (Benutzen ist jetzt auch nicht mehr E, sondern F), aber wenn man es erstmal drin hat, läuft die Sache wie geschmiert.
Insofern kann ich jedem, der den Erstling mochte, auch den zweiten Teil ans Herz legen, ihr dürft dann allerdings keine Revolution, sondern nur eine gewisse Weiterentwicklung erwarten, die anscheinend den Grundstein für eine ganze Serie legen soll. Allen anderen empfehle ich den Vorgänger, der in schicker Papp-Schachtel (Ja, das gibts manchmal noch) gerade mal ne schlappen Zehner kostet. Und wenn euch das dann gefallen hat, dann schlagt hier zu!
Wie sagt die Dame am Ende doch gleich? "...und in unserer Geschichte war Rapture erst der Anfang..."

Keine Kommentare: