Donnerstag, 11. Dezember 2008

Kolumne: Ein paar Gedanken zum E-Sports

Sehen wir es ein: E-Sports in Deutschland ist zwar langsam auf dem Vormarsch, so richtig in die Gänge kommt es aber nicht. Ich rede jetzt mal nicht von kleineren Turnieren, bei denen der Gewinner vielleicht einen Flachbildfernseher oder einen schicken, kleinen Pokal bekommt, sondern von der echten, professionellen Szene. Wenn wir mal einen Blick über den grossen Teich in die USA werfen, oder in die andere Richtung nach Asien, da kommen sich die deutschen Clans sicherlich ein wenig Benachteiligt vor. Woran mag das liegen? Am Können offenbar nicht: Unser Counterstrike-Team mischt die Welt-Elite ordentlich auf, und deutsche Warcraft III-Mannschaften sind für die Koreaner zwar keine ernsthafte Bedrohung, aber dennoch nicht schlecht im Rennen, von unseren exzellenten PES- und FIFA-Cracks gar nicht zu sprechen.

Vielleicht gehen wir die Sache aber auch falsch an. Was haben wir denn nicht, oder besser: Wovon hört man hierzulande nichts? richtig: Ego-Shooter, Knaller wie Quake 3 oder Unreal Tournament. Worauf mein Vorwurf in dieser Hinsicht abzielt, mag wohl klar sein: Auf die deutsche Politik. Solange diese Killerspiel-Diskussion anhält, beziehungsweise immer wieder aufflammt, wird sich daran nichts ändern. Ich will auch gar nicht allzu sehr auf der BPjM herumreiten, sondern einfach mal darauf hinweisen, dass beispielsweise in Amerika die Ego-Shooter das grosse Zugpferd sind. Warum ist das so? Ganz einfach, weil Ego-Shooter und in geringerem Maße auch Beat'Em Ups (Die hierzulande ebenfalls weit unterrepräsentiert sind) beim Betrachter besser ankommen. Fussball-Spiele haben den Nachteil, dass man sich auch echte Spiele anschauen kann, und Strategietitel sind ohne Vorwissen einfach nicht zu verstehen, selbst mir wird schwindelig, wenn ich bei WC3-Matches den Kommentatoren zuhöre.

Wir können es drehen, wie es ist: Ego-Shooter sind neben Kampfspielen das Genre, das die Zuschauer lockt, weil es auch ohne eingehendes Wissen möglich ist zu sagen: Wow, die spielen aber gut! Dummerweise dürften Spiele ab 18 so oder so erst nach 23 Uhr gezeigt werden, und wegen des Negativ-Images haben sich grosse Clans bereits vor einiger Zeit von ihnen abgewandt, von Counterstrike einmal abgesehen. Vielleicht gibt es irgendwann einmal die Möglichkeit, dass sich die Mannschaften mit den entsprechenden Ministern kurzschliessen und gewissen Dinge ins Reine bringen: Ich bin mir beispielsweise sicher, dass niemand ein Problem damit hätte, ein Quake 3-Match mit abgeschalteten Blut-Effekten anzuschauen, gespielt wird ohnehin so, weil die Zocker sich angewöhnt haben, jedes bisschen Framerate rauszuquetschen, um einen Vorteil zu haben, solange es vielleicht um 21 Uhr gesendet werden darf. Dann kann man sich auch vorstellen, dass Eurosport 2 im Digitalnetz sowas überträgt. Momentan gibt es nur Giga 2 mit Streaming-Videos, aber dafür muss man extra zahlen, und das findet auch nur derjenige, der das Interesse bereits hat. Was wir brauchen ist eine Möglichkeit, den breiten Massen da draussen den Wettbewerbscharakter zu präsentieren. Vielleicht kommen wir eines Tages an den Punkt, an dem das möglich ist. Ich hoffe nur, dass es dann dür Deutschland im internationalen vergleich nicht schon zu spät ist...

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